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  • AutorenbildRichard Blaha

Der Brotpreis

Aktualisiert: 17. Sept. 2023

Die Wahl zum besten Brot der Welt endete 2022 für das Brotland Deutschland mit dem letzten Platz fatal. Dabei weiß doch die halbe Welt, dass Deutschland für das beste Brot und die  größte Brotauswahl bekannt ist. Als gebürtiger Tscheche würde ich dieser Behauptung vehement widersprechen. Bei uns gab es schon immer mindestens genauso viele gute Brotsorten wie in Deutschland. Nur das Eklige hatten wir nicht. Damit meine ich selbstverständlich Pumpernickel.


Pumpernickel - schon das Wort hört sich an wie ein fieser Kobold aus einem Grimm-Märchen.

Und es klingt, als wäre Nickel enthalten. Nickelverbindungen, ausgenommen metallisches Nickel, sind insbesondere beim Einatmen krebserregend. Außerdem ist Nickel das am häufigsten auftretende Kontaktallergen. Mit Pumper verbinde ich eher Bodybuilder. Pumper-Nickel: Das Bodybuilder-Gift?

Wenn wir die Vokale austauschen, erhalten wir Pimper-Nuckel und das hört sich doch wirklich nach einem sehr pubertäreren Euphemismus an. Doch genug der albernen Wortspiele. Die eigentliche Wortherkunft vom Möchtegern-Brot Pumpernickel erstaunt mich überhaupt nicht:


Im Jahr 1628 tauchte der Begriff "Nickel-Pumper" erstmals als Beleidigung für eine grobe Person auf. Dabei leitet sich das Wort "Nickel" als Kurzform von "Nikolaus" ab und wird in diesem Kontext als Schelte verwendet. Das Bestimmungswort "Pumper" bedeutete damals "Furz", wodurch die Beleidigung Nickel-Pumper in etwa als „Furz-Typ" interpretiert werden kann. Oder als der furzende Nikolaus.

Nachdem Pumpernickel erfunden wurden, wurden sie also, m.E. gerechtfertigt, als Fürze bezeichnet.


Pumpernickel klingt für meine tschechischstämmigen Ohren nicht nur seltsam, sondern ist für meine böhmisch trainierten Geschmackssinne eine regelrechte Beleidigung. Als ich damals im Speiseraum des Asylantenheims zum ersten Mal einen Pumpernickel probierte, musste ich fast brechen. Von Form und Farbe her dachte ich erst, es wäre so etwas wie Schokoladenkuchen, aber als dann diese Mischung aus Feuchtigkeit und Trockenheit am Gaumen kleben blieb, sich der Geschmack von Säure, Malz und Zucker in der Mundhöhle entfaltete und ein schwerer Klumpen sich nur mit Mühe durch die Speiseröhre zum Magen quetschte, dachte ich, dass die Deutschen mich vergiften wollen.

Das dachte ich eh schon zuvor, als mir mal von einer netten alten Oma Lakritze geschenkt wurde, die mir schon zuvor Handkäs mit Musik mitgebracht hatte. Von wegen nette alte Oma, sie war wahrscheinlich das pure Böse.


Als ich in der Zeitung die Headline des Berichts über die Wahl des besten Brotes las, war ich mir also sehr sicher, dass Deutschland den letzten Platz nur wegen dem Pumpernickel belegte. Das war mir so klar, dass ich ruhig zur nächsten Seite mit den Horoskopen hätte blättern können, an die ich übrigens genauso wenig glaube, wie an gourmethafte Qualitäten von Pumpernickeln. Doch ich bin ein neugieriger Mensch und wollte zudem über den letzten Platz von Pumpernickeln bestätigt werden. Also las ich den Artikel.


Das deutsche Brot belegte bei den World Bread Awards den letzten Platz mit der Begründung, dass die Kruste zu knusprig und der Teig zu weich und zu zart ist.


Da stellt sich doch sofort die Frage: Wer zur Hölle vergibt denn diese World Bread Awards? Eine kurze Nachforschung ergibt, dass die gleichnamige Organisation aus Großbritannien stammt und das britische Weißbrot zum besten Brot der Welt gewählt hat.


Das britische Weißbrot? Das ist doch nichts anderes als die  Toastbrote von Golden Toast oder Ja!, oder?


Das nährstoffärmste Brot der Welt zum besten Brot der Welt zu küren, hätten sich die Engländer früher bestimmt nicht gewagt, als sie noch in der EU waren. Aber es macht durchaus Sinn. Die Supermärkte sind in UK zur Zeit leerer als sie es je in der DDR waren. Denen bleibt ja nichts anderes übrig, als das zu bewerben, was ihnen noch neben Schlägereien im Parlament, Teatime, Harry Potter und einer angeblich furz-und kacklosen Monarchie übrig geblieben ist.


Während der Krönung Charles des dritten wurden Anhänger:innen der Monarchie gefragt, ob die Queen oder Charles auch pupsen oder kacken würden.

Die Interviewten waren sich alle einig und antworteten, dass Charles nicht pupsen würde und die Queen niemals in ihrem Leben gekackt hat. Denn das würde sich für die Royals nicht gehören. Wenn das stimmen sollte, dann gibt es dafür nur eine Erklärung:

Die Royals essen ausschließlich britisches Weißbrot und haben ihr Leben lang Verstopfung.


Wenn es nach mir ginge,  wäre der Gewinner des Bread World Awards frisches Roggenbrot mit mehlig anmutender, knuspriger Kruste und einem zarten, fluffigen, leicht gesalzenen Inneren. Den letzten Platz würden selbstverständlich Pumpernickel belegen, direkt nach dem englischen Weißbrot.


Da Pumpernickel eine ähnliche Dichte und Schwere wie Hartgummi oder einige Arten von Kunststoffen haben, sind sie bestimmt anderweitig besser geeignet als zum Verzehr. Zum Beispiel auf dem Bau oder in der modernen Kunst.

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